Bereits seit mehr als hundert Jahren wissen Wissenschaftler und Mediziner dass die Virengruppe der Phagen Bakterien den Garaus machen können. Phagen könnten also eine Alternative oder Ergänzung zu Antibiotika sein. Die Phagen-Viren docken am Erreger an, machen ihn zu ihrem Wirt und zerstören ihn letztendlich. Mit der Entdeckung der Antibiotika gerieten die Phagen aus dem Fokus der Forschung, vor allem in der westlichen Welt. Die vielen Antibiotika-Resistenzen schärfen nun wieder den Blick für die kleinen Bakterienfresser. In Deutschland sind Phagen – noch – nicht als Medikamente zugelassen, einige Forschungseinrichtungen arbeiten jedoch mit Hochdruck daran.
Den Einsatz von Phagen macht kompliziert, dass jeder Typ es nur auf die Vernichtung eines bestimmten Erregers abgesehen hat und nicht, wie Antibiotika, breit eingesetzt werden können. In vielen Ländern laufen bereits großangelegte Phagen-Studien, in denen es um die Behandlung von Nasennebenhöhlen- oder Mittelohrentzündungen oder Brandverletzungen geht.
Übrigens sind Phagen tagtäglich im menschlichen Körper aktiv – in zehnfach höherer Konzentration als Bakterien: Sie bekämpfen Krankheitserreger im Darm oder verhindern auf der Haut die Ausbreitung von Aknebakterien.