Altenpflege 2018: Wohngruppen im Kommen

„Küchenplanung, ohne dass man weiß, was dort passieren soll“

Ein thematischer Schwerpunkt des Messeveranstalters der ALTENPFLEGE war dieses Jahr die Wohngruppe in Altenheimen. 50 Prozent der Projekte scheitern derzeit noch, sagte der Veranstalter. In der Planung von Wohngruppen werde zu wenig über das Verpflegungskonzept nachgedacht, lautet eine Erklärung dafür.

„Jetzt bin ich wieder etwas wert.“ So ähnlich äußerte sich eine Bewohnerin der Caritas Hausgemeinschaft für Senioren St. Elisabeth in Hollfeld gegenüber der Hauswirtschafterin, nachdem sie die Spülmaschine ausgeräumt hatte. Diese Geschichte erzählte Christine Amschler, die in der Caritas-Einrichtung im Landkreis Bayreuth Hauswirtschafterin ist. Das Podium auf der Connect-Fläche der Messe, auf dem auch Christine Amschler saß, versammelte die Gewinnerinnen des letztjährigen Transgourmet-Wettbewerbs zum Thema Kochen für Senioren. Die mit Preisen ausgezeichneten Einrichtungen hatten alle Beispiele aus dem Bereich „Wohngruppen“ eingereicht.

„Wertschätzung“, „Vertrautheit“, „Teilnahme an einem normalen Tagesalltag“ – das sind einige Begriffe, die den Trend zu Wohngruppen in Altenheimen umreißen. Die 12 bis 15 Bewohnerinnen und Bewohner einer Wohngruppe „sollen sich wie Zuhause fühlen“, erklärt Simone Simon, Leiterin des Seniorenzentrums Carl-Joseph in Leutkirch, deren Einrichtung ebenfalls zu den Vorjahresgewinnern gehört. „Es darf nicht sein, dass im Tagesablauf des Heims alles vorgegeben wird“, erläuterte Simon und betonte: „Es ist wirklich Zeit, umzudenken.“

Das Statement der Einrichtungsleiterin zielt auf den derzeitigen Wandel in Seniorenheimen ab: Während der Alltag im Heim bisher an der Pflege ausgerichtet war – und meist immer noch ist –, haben Wohngruppen zum Ziel, den Alltag der Bewohner, den sie früher daheim hatten, möglichst nachzubilden. Die Zeit zwischen der Pflege soll mit normalen Alltagsaktivitäten ausgefüllt werden. Dabei spielt die Küche eine zentrale Rolle. Dort wird nicht allein genussvolles Essen zubereitet. Die Küche ist auch ein zentraler Ort der Kommunikation.

Was bei den Gewinnern des Wettbewerbs schon länger gut funktioniert – Wohngruppen, in denen Helferinnen und Bewohner gemeinsam kochen – ist allerdings noch keine Selbstverständlichkeit. Die Hälfte der initiierten Wohngruppen-Projekte sind nicht vom Erfolg gekrönt, meldete der Veranstalter. Ein Grund scheint die mangelhafte Planung zu sein. Mit Richtwerten, etwa für die Mindestanforderungen an die Raumgrößen, ist es tatsächlich nicht getan. Die 96 Bewohner des zentral angelegten Heims in Leutkirch wurden beispielsweise in 8 Wohngruppen mit je einem Dutzend Teilnehmern aufgeteilt. Die Räume wurden entsprechend gestaltet.

Für die erfolgreiche Gestaltung der Wohnküche ist ein Verpflegungskonzept ein wichtiger Orientierungsrahmen. Es muss in allen Details durchdacht werden, ist die selbständige Unternehmensberaterin Christine Klöber überzeugt. Sie zeigte in ihrem Vortrag, was passiert, wenn die Planung unkoordiniert und ohne die Einbeziehung einer Hauswirtschafterin erfolgt. Die Expertin für Hauswirtschaft und Hygiene belegte ihre Aussage mit einem Foto einer fehlgeplanten Wohngruppenküche. „Das ist eine Küche, der man ansieht, dass sie geplant wurde, ohne dass man wusste, was dort passieren soll.“ Zu wenig Abstellfläche, zu wenig Arbeitsfläche, der Backofen nicht auf Augenhöhe …

Der Tipp der Expertin heißt deshalb: Voraussetzung für den Erfolg einer Wohngruppe ist das durchdachte Verpflegungskonzept, woran sich Architekten orientieren können; ebenso die Personalabteilung, die die Ressourcen zuweist, und ganz wichtig: die Einkäufer der Kücheneinrichtung. Ihnen muss klar sein: Mit einer normalen Küche eines privaten Haushalts hat die Wohngruppenküche nichts zu tun! „Diese Küche muss für 12 bis 15 Leute funktionieren“, erläutert die Beraterin Klöber und verdeutlicht den Unterschied an einem Beispiel aus der Praxis: „In der Wohngruppe läuft die Spülmaschine rund achtmal am Tag!“

Geräte für den privaten Hausgebrauch erfüllen die Anforderungen einer Wohngruppenküche aus verschiedenen Gründen nicht. Spülmaschine als auch Waschmaschinen und Trockner dürfen z.B. nur wenig Geräusche machen, müssen einfach zu bedienen sein – bis zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben. Fazit: Erst in einem durchdachten Gesamtkonzept der Küche einer Wohngruppe, kann wirklich gut gekocht, gelebt und kommuniziert werden.

Autorin: Gabi Visintin

Nachgefragt

Jan Peter Elsebach, Experte für professionelle Geräte im Wäschereibereich von Electrolux Professional
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Worauf achten beim Waschmaschinenkauf?
„Eine private Haushaltswaschmaschine erfüllt die Anforderungen an einen professionellen Betrieb, wie es eine Wohngruppe eines Seniorenheims darstellt, auf keinen Fall. Haushaltswaschmaschinen sind nicht in der Lage, die Temperaturen für das hygienische Waschen so lange zu halten, wie es notwendig wäre. Das sind zum Beispiel zehn Minuten für die Einstellung 60 Grad. Nur professionelle Waschmaschinen sind so konzipiert, dass sie einem professionellen Betrieb genügen. Darüber hinaus sind gewerbliche Betriebe wie Seniorenheime an die gesetzliche Regelung gebunden, nur Geräte einzusetzen, die der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG entsprechen.“