Mit freundlicher Genehmigung veröffentlichen wir hier das aktuelle Interview von Hansjörg Preims, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Reinigung aktuell“ mit Thomas Leucht zur Mopp-Studie und den Reaktionen darauf.
Reinigungstextilien und die Effizienz der Waschtechnik
Die Thematik „Wirksamkeit und Lebensdauer von Reinigungstextilien“ sei in vielen Betrieben leider noch kein zentrales Thema, sagt der Experte. Aber die Sensibilität wachse kontinuierlich an.
Es sei noch einmal daran erinnert (Reinigung aktuell berichtete): Das Laboratorium Weber & Leucht aus Fulda (D) hat im Auftrag von Electrolux Professional das Waschergebnis von Reinigungstextilien aus Mikrofasern von vier verschiedenen Waschgeräten verglichen: Die Wischbezüge unterschiedlicher Hersteller wurden in einer Haushaltswaschmaschine, einer semiprofessionellen und einer Profi-Waschmaschine sowie in verschiedenen Tunnelwaschverfahren gewaschen und getestet. Das eklatanteste Ergebnis der Studie zur „Effizienz der Waschtechnik in Bezug auf Reinigungstextilien“ war, dass ein ungeeignetes Waschverfahren sowohl die Lebensdauer als auch die Reinigungsleistung eines Wischbezugs extrem heruntersetzt. So hatte der Wischbezug – egal von welchem Hersteller – in der Haushaltswaschmaschine bereits nach 172 Waschgängen nur noch eine „Cleaning Performance“ unter 30 Prozent, kann seine Aufgabe der Reinigung also nicht mehr erfüllen. In der professionellen Waschmaschine dagegen, standardmäßig mit einem Wiegesystem ausgestattet und für eine Flüssigdosierung vorbereitet, hielten die Wischbezüge mindestens 455 Waschgänge durch, bevor sie keine Reinigungsleistung mehr erbringen konnten. Das ist gut das 2,6 fache gegenüber dem Textil, das in der Haushaltswaschmaschine gewaschen wurde.
Der zweite Faktor, der ebenfalls vom Waschprozess abhängt, ist die Flächenleistung – also wie viel Quadratmeter ein Wischbezug reinigen kann, bevor er wiederaufbereitet werden muss. So kann der Wischmopp aus der Profimaschine nach dieser Studie mehr als doppelt so viele Quadratmeter reinigen als der aus dem Haushaltsgerät.
Thomas Leucht, Geschäftsführer der Weber & Leucht GmbH, rückblickend auf diese Studienergebnisse im Kurzinterview:
Herr Leucht, haben Sie, diese Studie betreffend, Rückmeldungen aus der Reinigungsbranche und/oder auch von Seiten der Waschmaschinenhersteller bekommen? Wenn ja welche?
Thomas Leucht: Die Thematik „Wirksamkeit und Lebensdauer von Reinigungstextilien“ ist in vielen Betrieben leider noch kein zentrales Thema. Hier sind die Zusammenhänge sehr speziell und komplex. Wir haben jedoch einige Rückmeldungen der Branche erhalten, die überwiegend aus Rückfragen zu geeigneten bzw. den in der Studie geprüften Textilien bestanden. Die Textilien unterscheiden sich hinsichtlich Qualität, Wirtschaftlichkeit und Hygiene-Eignung sehr stark. Hier gibt es aus meiner Sicht definitiv den meisten Nachholbedarf. Dies hat anscheinend auch die Branche erkannt.
Weitere Rückfragen wurden zu den Maschinen selbst gestellt: Welche Konstruktionsmerkmale müssen erfüllt sein, damit Maschinenkonzepte einen dauerhaften Beitrag zur Hygiene leisten können? Diese Fragen haben wir an den Maschinenhersteller weitergeleitet.
Angeblich werden im gewerblichen Reinigungsbereich nach wie vor zum Teil noch gewöhnliche Haushaltswaschmaschinen zum Waschen der Reinigungstextilien eingesetzt. Können Sie bestätigen, dass das in der Praxis häufig noch so ist? Und wenn ja, welche Folgen kann das aus hygienischer Sicht haben?
Die Studie liegt nun schon wieder einige Zeit zurück und die Sensibilität in der Branche wächst kontinuierlich an. Nicht zuletzt tragen dazu auch strengere Regulierungen bei, die im gewerblichen Bereich auch mit mehr Kontrollen durch Behörden und Zertifizierungsgesellschaften verbunden sind. Dennoch fällt es vor allem Kleinstbetrieben oftmals schwer, eine wirtschaftliche Eigenversorgung der Wäsche darzustellen und hierfür Profigeräte zu verwenden – trotz Maschinenrichtlinie 2006/42/EG werden auch heute noch Haushaltswaschmaschinen im gewerblichen Bereich eingesetzt. Dabei besitzen professionelle Geräten deutliche Vorteile: Lebensdauer und Reinigungsleistung von Reinigungstextilien werden weitaus besser erhalten; hygienischen Anforderungen wird kompromisslos entsprochen.
Oftmals scheitert es einfach auch an infrastrukturellen Voraussetzungen wie einer ausreichenden Wasser- und Stromversorgung sowie einer ausreichenden Aufstellfläche in einem geeigneten Raum. Die Hersteller haben das erkannt und bieten mittlerweile auch wirtschaftliche Konzepte für geringe Waschgutmengen an. Betriebe, die sich die Erstinvestitionen in Profimaschinen aus wirtschaftlicher Sicht nicht leisten können, haben die Möglichkeit, auf Finanzierungsmodelle auszuweichen – oder sollten bzw. müssen aus Sicherheitsgründen auf Wäschereiversorgungskonzepte umsteigen. Dies gilt zum Beispiel auch für Arztpraxen in Deutschland.
Wie schätzen Sie das Bewusstsein in der Reinigungsbranche hinsichtlich Hygieneanforderungen bei der Wäsche und Aufbereitung von Reinigungstextilien ein? Hoch? „Ausbaubedürftig“?
Die meisten Reinigungsbetriebe wissen um den hohen Stellenwert der Hygiene – und letztendlich wird ja auch gerade deshalb ein Fachbetrieb beauftragt. Die Kunden merken meist, wenn ein Betrieb in diesem Punkt nicht fachgerecht arbeitet und dreckige, riechende oder schmierige Textilien zum Einsatz kommen. Wer dies heutzutage nicht verstanden hat, wird ohnehin Probleme haben oder bekommen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist der wirtschaftliche Arbeitsprozess an sich. Wer auf unzureichende Ausrüstung und Aufbereitung setzt, verschenkt viel Geld. Dies gilt zum Beispiel, wenn Reinigungstextilien einen hohen Schiebewiderstand aufweisen, Rückstände am Boden hinterlassen oder den Schmutz nicht richtig abtransportieren. Die so verursachte Nacharbeit kostet letztendlich die wertvolle Zeit des pflichtbewussten Reinigungspersonals.
Die genannten Punkte können letztendlich als Endergebnis der mit Electrolux durchgeführten, sehr technisch orientierten Studie zusammengefasst werden.
Link: http://www.reinigung-aktuell.at/wer-hat-schon-flammfestes-garn-zuhause/#reinigungstextilien