Dieser Irrglaube hält sich unbeirrt: Lebensmittel, die maximal drei bzw. sogar fünf Sekunden, wie viele Amerikaner denken, auf dem Boden liegen, können risikolos verzehrt werden. Denn, so die Annahme, in dieser Zeitspanne werden die heruntergefallenen Brotschnitten, Eiskugeln, Erdbeeren oder Gummibärchen nicht von Bakterien kontaminiert.
Die Wissenschaftler von der Rutgers Universität in New Jersey (USA) wollten es ganz genau wissen. Sie untersuchten, was tatsächlich passiert, wenn Nahrung auf den Boden fällt. Sie legten Wassermelone, Brot, mit Butter beschmiertes Brot und Fruchtgummis auf Edelstahl-, Fliesen-, Teppich- und Holzoberflächen, die zuvor mit einem Bakterium behandelt wurden. Die Liegedauer der Proben betrug weniger als eine Sekunde, fünf, 30 und 300 Sekunden.
Die wichtigste Erkenntnis der Hygiene-Studie: Je höher der Feuchtigkeitsgehalt, desto mehr Bakterien werden aufgenommen. Die Bakterienübertragung erfolgt dabei unmittelbar. Je trockner das Lebensmittel jedoch ist und je geringer die Liegezeit, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass nur wenige Bakterien übertragen werden. Bei einem zu Boden gegangenen Kartoffelchip dürften drei Sekunden also weniger ausmachen als bei einer Wassermelone oder einem Apfelschnitz. Am besten und sichersten ist es jedoch, man verzichtet gleich ganz auf den Verzehr – ein Hinweis, den insbesondere Menschen mit einem schwächelnden Immunsystem wie Senioren unbedingt beherzigen sollten.
Übrigens, die Bodenbeschaffenheit hat ebenfalls einen Einfluss. Überraschenderweise wurden vom Teppich am wenigsten Bakterien aufgenommen, die meisten von Edelstahl und Fliesen.
Weiterführende Informationen:
https://aem.asm.org/content/82/21/6490 (Abstract Studie)
https://www.fitbook.de/food/5-sekunden-regel-ist-bloedsinn
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