In fast einem Drittel der ambulanten Dienste fehlt ein festes MRSA-Sanierungsschema oder es gibt kein Protokoll für die MRSA-Sanierung. Dieses Ergebnis fand eine aktuelle Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) heraus. Die ZQP schlussfolgert daraus, dass statistisch nur bei zirka der Hälfte der sogenannten MRSA-Fälle, also dem Auftreten von antibiotikaresistenten Erregern, eine adäquate MRSA-Versorgung erfolgen kann. MRSA ist die Abkürzung für Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus, das sind Bakterien, die allgemein als Krankenhauskeime bezeichnet werden.
Nach einer Untersuchung des ZQP gab es 2016 deutschlandweit bei jedem zweiten nicht spezialisierten Pflegedienst mindestens einen Mitarbeiter, dem bekannt war, dass er in den vergangenen 12 Monaten mit Problemkeimen bei Pflegebedürftigen konfrontiert wurde. Die Dunkelziffer dürfte dabei weitaus höher liegen.
Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der ZQP, hält daher fest: „Die fachgerechte Umsetzung von Hygiene-Maßnahmen in ambulanten Diensten insbesondere mit pflegebedürftigen Menschen, die von Problemkeimen betroffen sind, ist ein wichtiger Faktor für deren Sicherheit aber auch für die Sicherheit anderer Patienten im Versorgungssystem.“
Denn von MRSA Bakterien besiedelte Menschen können nicht nur lebensbedrohlich erkranken. Sie geben die Keime auch an andere Personen weiter. Und da derzeit immerhin 830.000 Pflegebedürftige von ambulanten Versorgern betreut werden – das entspricht knapp einem Viertel aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland – ist die Erkrankungs- und Ansteckungsgefahr für ältere Menschen, deren Immunabwehr geschwächt ist, nicht zu unterschätzen.
Dr. Suhr sieht jedoch auch Licht im Dunkel. Immerhin konnte das ZQP feststellen, dass Pflegekräfte, die in den letzten Monaten an einer Hygieneschulung teilgenommen hatten, besser als ihre Kollegen wussten, wie sie mit speziellen Erregern umgehen müssen. Seine Schlussfolgerung: „Fortbildungen für Pflegekräfte sind für das gesamte Thema Patientensicherheit von erheblicher Bedeutung – das zeigt sich auch beim Hygienemanagement.“
Weitere Informationen hier: https://www.zqp.de/erreger-hygienemanagement-pflege/
Zum Hintergrund:
Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das fast überall in der Natur vorkommt. Auch auf der Haut oder in den oberen Atemwegen des Menschen lassen sie sich nachweisen. Meist löst die Besiedlung keine Krankheitserscheinungen aus. Ist die Immunabwehr jedoch geschwächt und das Bakterium breitet sich aus, kann es gefährlich werden. Lebensbedrohende Erkrankungen wie Lungen-, Herzentzündungen oder eine Blutvergiftung können dann die Folge sein. Insbesondere dann, wenn antibiotikaresistente Erreger wie MRSA Bakterien im Spiel sind.