Im „Haus zum Fels“ gab die zusätzliche Qualität den Ausschlag fürs Inhouse-Waschen
Vorspann: Das Haus zum Fels versorgt rund 350 Seniorinnen und Senioren im Umkreis von Heilbronn. Rund 700 kg Wäsche fallen pro Tag an: Flachwäsche, Frottier, Großteile wie Vorhänge und Inlets sowie Bewohnerwäsche der verschiedenen Einrichtungen inklusive den betreuten Wohneinrichtungen. Auch die Dienstkleidung des Pflegepersonals wird gewaschen. Helmut Dengel, der Geschäftsführende Vorstand des „Haus zum Fels“ in Bretzfeld-Schwabbach hat sich vor drei Jahren entschieden, in Eberstadt eine zentrale Wäscherei für alle Häuser und Wohnungen zu bauen und zu betreiben.
Frage: Sie haben sich dafür entschieden, die Wäsche nicht nach außen zu geben, sondern im eigenen Haus zu waschen. Was sind die Hauptgründe dafür?
Helmut Dengel: Der Hauptgrund ist die Qualität. Als Eigentümer der Einrichtung „Haus zum Fels“ sind wir überzeugt, dass die Qualität der Wäscheversorgung mit Schnelligkeit und Bewohnerzufriedenheit gleichzusetzen ist. Unsere Erfahrung ist, dass Dienstleister nicht besser waschen als wir. Das zeigt sich sehr gut an einem Beispiel, das immer wieder in Heimen vorkommt: die Suche nach einem persönlichen Kleidungsstück. Im Haus zum Fels dauert es etwa ein bis zwei Tage bis klar ist, was mit dem Kleidungsstück passiert ist. Bei einem Dienstleister müssen Sie ein bis zwei Wochen darauf warten, bis ein Bewohner etwas über den Verbleib erfährt. Auch der Transportzyklus ist bei uns öfter: Wir holen zwei Mal in der Woche Poolwäsche und Bewohnerwäsche ab und liefern zwei Mal die saubere Wäsche aus. Große Wäschereien liefern in der Regel nur einmal pro Woche. Dazu kommt, dass zwischen den Hauswirtschaftsleitungen, dem ambulanten Dienst und der Wäscherei sehr kurze Wege liegen – auch kommunikativ.
Frage: Sie haben vor der Entscheidung für die Inhouse-Wäsche eine Vergleichsrechnung von Eigenbetrieb und Outsourcing aufgestellt. Ist Ihre Wäscherei teurer als ein Dienstleister oder preiswerter?
Helmut Dengel: Keines von beidem. Wir liegen auf dem gleichen Preisniveau. Der große Vorteil ist, dass wir unseren Bewohner durch das Waschen im eigenen Betrieb einen höheren Komfort bieten können. Der finanzielle Gleichstand zwischen Inhouse- und Mietwäsche hat es uns aber erleichtert, uns für die eigene Wäscherei zu entscheiden.
Frage: Können Sie uns die wichtigsten Parameter nennen, die Sie bei ihrer Rechnung gegenüberstellten?
Helmut Dengel: Professionelle Wäschereien führen in ihren dezidierten Angeboten aus, was ein Kilogramm Wäsche kostet; dazu kommen die Kosten für spezielle Wäschestücke wie Gardinen etc. Der Kilo-Preis lässt sich auf die Bewohneranzahl hochrechnen. Aufaddieren müssen die Heimleitungen noch den Transport und die Personalkosten, die anfallen, wenn die Wäsche entgegengenommen und kontrolliert wird. Dieser Rechnung gegenübergestellt haben wir die Kosten, die bei unserer Wäscherei anfallen. Also: Was kostet das Gebäude bzw. wie hoch sind die jährlichen Abschreibungen, was kostet der Maschinenpark, die Instandhaltung, das Personal, die Verwaltung sowie Chemie, Wasser und Energie? Die Summen der beiden Rechnungen waren vergleichbar. Das Ergebnis: Die Balkenwaage hat sich weder auf die eine noch auf die andere Seite gesenkt.
Frage: Das heißt, Sie haben das Gebäude ganz neu geplant und gebaut?
Helmut Dengel: Ja, dabei haben wir haben von Anfang an mit Experten für Wäscherei und Technik zusammengearbeitet. Ein Architekt konzipierte das Gebäude; Electrolux Professional entwickelte das Barriere-Konzept; wir fragten beim Landratsamt wegen der Abwasserthematik an und beim Gesundheitsamt fragten wir nach, welche Auflagen zu erfüllen sind und so weiter.
Frage: Wie ausbaufähig ist Ihre Wäscherei?
Helmut Dengel: Wir haben noch stille Reserven. Das heißt, heute beginnen wir um 7 und schließen um 16 Uhr. Sollten wir weiter wachsen, können wir den Output nahezu verdoppeln. Zum Beispiel wenn wir um 6 Uhr starten und im Schichtbetrieb bis 21 Uhr arbeiten. Wir betreiben im Moment eine 50 kg-Waschmaschine sowie zwei 25 kg- Maschinen. Alle Maschinen sind vom Typus Barriere-Waschmaschine, die an der Vorder- und an der Hinterfront über eine Öffnung verfügen. Zusätzlich betreiben wir ein eigenes Fahrzeug für den Wäschetransport.
Frage: Die Verantwortung dafür, dass hygienisch sauber gewaschen wird, trägt immer die Heimleitung – egal, ob ein Heimleiter die Wäsche nach außen gibt oder selbst in der Einrichtung waschen lässt, oder?
Helmut Dengel: Das Verschieben von Verantwortung ist ein großes Problem unserer Zeit. Klar ist aber, dass das Heim verantwortlich für den Hygienestandard ist. Unser erstes Ziel heißt, wir müssen unsere Kunden und ihre Angehörigen zufrieden stellen. Und zum zweiten: Ich kann die Wäsche nach außen geben oder ich kann selbst sauber waschen. Wir haben uns für die zweite Alternative entschieden. Dafür haben wir ein internes und externes Netzwerk aufgebaut, mit einer qualifizierten hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin, mit einem Team von Mitarbeitern, auf die man sich verlassen kann. Wir handeln nach einem Wäschereikonzept, das die reine und unreine Seite voneinander isoliert. Uns betreut ein Electrolux-Werksvertreter und unser Chemielieferant Ecolab stellt unsere Maschinen ein, macht Abklatschproben und liefert die richtigen Waschmittel.
Frage: Was passiert bei einer Infektion?
Helmut Dengel: Tritt eine Infektion auf, treten zusätzlich zu den normalen Hygienevorschriften die Notfallpläne in Kraft. Kontaminierte Wäsche wird speziell verpackt, sodass die Wäscherei sofort weiß, diese Wäsche muss gesondert behandelt werden. Die Mitarbeiter tragen zusätzliche Schutzkleidung, es wird ein spezielles Wasch- und Desinfektionsmittel eingesetzt. Auf diese Weise behandelt, kommt die Wäsche wieder sauber und hygienisch rein zurück in die Häuser. Das heißt, das interne und externe Netzwerk arbeitet innerhalb des hausinternen Qualitäts- und Krisenmanagements zusammen, damit es zu keiner Kontamination kommt. Das können wir genauso gut wie ein Dienstleister.
Frage: Hängt es von der Größe der Einrichtung ab, ob sich eine eigene Wäscherei rechnet?
Helmut Dengel: Unsere eigene Geschichte zeigt die Entwicklung zu einer größeren Einrichtung. Wir sind stetig gewachsen, zuerst von einem Haus auf drei Häuser. Als wir eine weitere Einrichtung unter unsere Fittiche nahmen, mussten wir uns neu orientieren. Das zusätzliche Heim betrieb zwar eine Wäscherei, aber nicht nach den Maßstäben des hygienischen Waschens. Eine Trennung in reine und unreine Seite gab es nicht. Das heißt, die gewachsene Größe der Einrichtung kam uns bei der Überlegung, eine eigene Wäscherei zu bauen, entgegen.
Frage: Was ist unter Hygieneaspekten bei der Einrichtung einer Inhouse-Wäscherei am wichtigsten?
Helmut Dengel: Unter Hygieneaspekten ist die saubere Trennung in reine und unreine Seite, und zwar innerhalb des ganzen Waschprozesses, das Wichtigste. Diese Trennung wird in der Wäscherei durch die Schleuse zwischen Schmutz- und Sauberwäsche dargestellt sowie durch die Durchlade- bzw. Barriere-Waschmaschinen. Aber auch beim Holen und Bringen der Wäsche ist penibel auf die sogenannte „Schwarz-Weiß-Trennung“ zu achten. Die Fahrzeuge und Behälter sind regelmäßig zu reinigen. Auch der „Frische“-Gedanke spielt eine Rolle: Spätestens nach einer halben Woche muss alles wieder sauber sein.
Frage: Wie zufrieden sind Sie und die Bewohner mit der Wäscheaufbereitung?
Helmut Dengel: Die Entscheidung für den Eigenbetrieb haben wir nicht bereut. Wir würden sie auf jeden Fall wieder treffen. Bis auf einen kleinen Wäscheschwund, der sich nicht gänzlich verhindern lässt, weil Angehörige z.B. vergessen, dass neue Wäsche ausgezeichnet werden muss, ist die Zufriedenheit groß.
Frage: Wie lange betreiben Sie Ihre neue Wäscherei inzwischen und welche Empfehlungen würden Sie gerne weitergeben?
Helmut Dengel: Es sind jetzt schon mehr als zwei Jahre, in denen unsere Wäscherei arbeitet. Jede und jeder, der sich unseren Betrieb einmal anschauen will, ist herzlich eingeladen. Wir können das Waschen im eigenen Haus wirklich empfehlen.
Das Interview führte Gabi Visintin