Hygienische Schwachstellen beim Waschen in Heimen

Christine Klöber* ist Expertin und Beraterin für hauswirtschaftliche Themen. Im Interview erklärt sie die Unterschiede zwischen den hygienischen Anforderungen an die Wäscheaufbereitung in Krankenhäusern und Altenhilfeeinrichtungen. Bei der Wäschelogistik in Altenheimen gibt es noch Nachholbedarf. Lesen Sie hier Teil eins des Interviews.

Frage: Auf was führen Sie es zurück, dass es noch einige Einrichtungen der Altenpflege gibt, die noch nicht nach dem hygienischen Waschkonzept, das unreine und reine Seite voneinander isoliert, waschen?

Klöber: Das ist auf meist mangelndes Wissen zurückzuführen. Speziell auf fehlendes Hauswirtschaftswissen, da viele Einrichtungsleitungen der Altenhilfeeinrichtungen keine hauswirtschaftlichen Betriebsleiterinnen oder Betriebsleiter mehr einstellen. Viele erachten das nicht mehr als nötig. Auf der anderen Seite finden Einrichtungsleiterinnen oder -Leiter, die gerne jemanden mit Hauswirtschaftskompetenz einstellen würden, in Deutschland oft niemanden mehr, der über Hauswirtschaftserfahrung verfügt.

Frage: Es herrscht demnach eine gewisse Ignoranz gegenüber hauswirtschaftlichem Wissen, auf der anderen Seite besteht ein akuter Fachkräftemangel?

Klöber: Es gibt heute kaum mehr Ausbildungsplätze für die Erstausbildung in Deutschland. Die sozialen Träger haben ihre Ausbildungsplätze für Hauswirtschaft nahezu gegen Null gefahren. Dadurch sorgen nur noch wenige Einrichtungen für die Nachwuchsentwicklung. Es klagt also nicht allein der Pflegebereich über einen Fachkräftemangel, auch im fachlichen Bereich der Hauswirtschaft herrscht ein akutes Nachwuchsproblem.

Frage: Können Verbände wie der Berufsverband Hauswirtschaft an dieser Stelle etwas bewirken?

Klöber: Ja bestimmt! Meines Erachtens wird jedoch viel zu wenig unternommen. Gerade bei der Öffentlichkeitsarbeit für mehr Hauswirtschaftsausbildung sehe ich ein großes Potenzial, das etwas an der Misere verändern könnte.

Frage: Das Thema Hygiene fand sogar auf dem Weltgipfel auf Schloss Elmau im Herbst 2015 statt. Wenn man weiß, dass im Wäschekreislauf einiges schief gehen kann, was sich negativ auf die hygienische Situation niederschlagen kann, spielen professionelle Kräfte in der Hauswirtschaft doch eine wichtige Rolle?

Klöber: Auf dem Weltgipfel ging es bei dieser Thematik ausschließlich um nosokomiale Infektionen, also um Krankenhauskeime. Das ist eher weiter weg von der Hauswirtschaft im Altenheim. Es geht hier um unterschiedliche Sachverhalte. Die Problematik im Krankenhaus ist eine völlig andere als in Altenheimen. Selbst wenn ein Heimbewohner bei seinem Krankenhausaufenthalt mit einen MRSA-Keim infiziert wird; die Verbreitung eines solchen Keims im Altenheim entspricht keinesfalls derjenigen im Krankenhaus. Es ist auch nicht ganz gesichert, wie lange sich MRSA-Keime auf Textilien halten und ob sie sich tatsächlich über Textilien, nach deren Aufbereitung, weiterverbreiten. Dazu findet man kaum wissenschaftliche Studien. Meine Recherchen dazu zeigen: Von der Gefährdungslage her gesehen, können Krankenhäuser nicht mit Altenhilfeeinrichtungen gleichgesetzt werden.

Frage: Das ist eine gute Nachricht. Trotzdem sind hygienische Waschkonzepte und der Einsatz von gewerblichen Waschmaschinen nicht verkehrt, oder?

Klöber: Es kommt sehr darauf an, was gewaschen wird. Ganz viele Altenheime geben ihre Wäsche nach außen und waschen nur noch die Oberbekleidung der Bewohner in der eigenen Wascherei. Auch das Robert Koch Institut unterscheidet an diesem Punkt. Die RKI-Empfehlung zur Infektionsprävention im Heim sagt ganz klar: Oberbekleidung kann haushaltsüblich aufbereitet werden. Man kann sich demnach trefflich streiten, ob es für Oberbekleidung grundsätzlich eine unreine oder reine Seite bei der einrichtungseignen Wäscheaufbereitung geben muss.

 

Frage: Wenn die Wäsche nach außen gegeben wird, wer ist dann verantwortlich für die Qualität der Wäsche, auch die Heimleitung?

Klöber: Ja, die Einrichtungsleitung steht auch für die Qualität und Hygiene der Wäscheaufbereitung gerade. Das heißt, die Einrichtungsleitung hat mit den Wäschereien Verträge abzuschließen, in denen die Aufbereitungsverfahren der Wäscherei lückenlos beschrieben werden. Daraus muss hervorgehen, dass die Aufbereitung hygienischen Standards entspricht. Leiterinnen und Leiter von Alten- Pflegeheimeinrichtungen müssen prüfen, ob die hygienischen Maßnahmen der Wäscherei mindestens dem hauseigenen Hygienekonzept entsprechen. So schreibt es das Infektionsschutzgesetz Paragraph 36 (innerbetriebliche Verfahrensweisen zum Infektionsschutz) sowie die RKI-Empfehlung zur Infektionsprävention in Heimen vor. Der Auftragnehmer hat zu attestieren, dass seine Waschverfahren hygienisch einwandfrei sind. Dazu muss man wissen: In der Regel gibt es keine Lohn- oder Mietwäschereien, die sich nicht nach RAL oder anderen gleichwertigen Hygieneprüfungen prüfen und zertifizieren lassen.

Frage: Und wie gut ist die Logistik in Altenheimen – unter hygienischen Aspekten – abgedeckt?

Klöber: Hier ist das Spektrum breitgefächert. Manche sehen es nicht so eng für ihre Einrichtung. Meisten haben jedoch die Hygienebeauftragten des Altenheims ein Auge darauf, dass in den Qualitätsmanagement oder Hygiene-Handbüchern zumindest die Schmutzwäschetransporte definiert sind und nach hygienischen Regeln erfolgen. So ist es gängige Praxis, dass zum Beispiel keine Personen in den Aufzug zusteigen dürfen oder Essen transportiert wird, wenn sich schmutzige Wäsche im Aufzug befindet. Schwachpunkte gibt es allerdings beim Abwurf der Wäsche, also wenn Schmutzwäsche auf den Wohnbereichen in verschiedenen Abwurfsäcken eingesammelt wird. Pflegekräfte, die sich mit Textilien nicht so gut auskennen, sortieren im Eifer des Gefechtes oder in Unkenntnis der Wäscheart die Wäschestücke oft falsch. Dadurch kann es z.B. zu einer unnötigen Verkeimung von Oberbekleidung kommen, die in haushaltsüblichen Aufbereitungsverfahren nicht unbedingt beseitigt wird. Manchmal packen die Mitarbeitenden in den Wohnbereichen auch die Wäschesäcke zu voll, so dass sie für den Abtransport nicht mehr sicher verschließbar sind. Hier könnte man durch Schulungen der Pflegekräfte einiges erreichen.

Fortsetzung des Interviews in Teil 2

*M. Christine Klöber ist selbstständige Unternehmensberaterin bei KlöberKASSEL GbR, Wissen für die Hauswirtschaft.