Nackte Hände oftmals hygienischer als Einmalhandschuhe

Der Schlütersche Pflegebrief hat jetzt ein Thema aufgegriffen, das alle in der Pflege Arbeitenden aufhorchen lässt: Die Sicherheit von Einmalhandschuhen ist trügerisch – und zwar für den Patienten. Der Artikel geht auf ein Interview mit Ojan Assadian, dem Präsidenten der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, zurück.

Die grundsätzliche Ursache für die Problematik des Einmalhandschuhs, der zum Schutz von Pflegenden und Mediziner entwickelt wurde, liegt hierin begründet: An unseren Händen befinden sich Tausende von Bakterien. Bei der Berührung von Gegenständen oder anderen Menschen gibt die Haut jedoch nur etwa hundert davon ab. Einmalhandschuhe, die kontaminiert sind, geben bei Berührungen hingegen rund 100.000 Bakterien ab, also das Tausendfache. Denn die Bakterien haften an Latex oder Vinyl schlechter als an menschlicher Haut. Wichtige Empfehlungen sind:

  • Einmalhandschuhe sollten nicht über einen längeren Zeitraum getragen werden, denn sonst sammeln sich dort mehr und mehr Bakterien, die bei der Pflege unwissentlich an die pflegende Person übertragen werden. Auch eine Desinfektion der Handschuhe zwischendurch, ist bei längerem Einsatz sinnvoll.
  • Auch die Handschuh-Box birgt ein Risiko. Je länger diese geöffnet ist, desto mehr Bakterien sammeln sich dort. Deshalb: Keinen herausgefallenen Handschuh wieder zurückstecken.
  • Beim gekonnten Impfen etwa, bei dem kein Blut fließt und die Einstichstelle vorher desinfiziert wird, ist die sicherste Variante – für den Handelnden und für den Patienten keine Handschuhe zu tragen.
  • Eine weitere Möglichkeit, das Risiko zu minimieren, ist darauf zu achten, was mit den Einmalhandschuhen vorher alles berührt wird.